Saturday, 18 October 2008

neues Zuhause

Soooooo: endlich mal wieder. Die meisten haben immerhin irgendwie mitbekommen, dass wir noch leben ;-)

Da Max gerade vor dem offenen Kamin eingeschlafen ist, hab ich ein wenig Zeit, mal wieder so das Erlebte hinzutippen, fuer alle Neugierigen ;-)

Seit unserer Ankunft, am 22.09.08, ist doch so einiges passiert und dies oder das erscheint berichtenswert.

Mit einem gemieteten Kleinlaster, in den wir meine 3 Kisten und Maxies (fast) kompletten Haushalt, der bei seinen Eltern lagerte reingestopft haben, kamen wir gegen Nachmittag in Turriff an (Einheimische sagen Turra), wo wir den Schluessel eingesammelt haben und schnell noch so Dinge wie Klopapier und Nudeln eingekauft haben. Dann ging’s die 6 miles (ca.10 km) zu unserem neuen Zuhause.

Fast noch schoener als bei ersten Mal kam es uns vor, vermutlich, weil sie nun uns gehoerte. Die Muehle von Carnousie. Unglaublicherweise. Wir koennen es immernoch nicht fassen!

Zu unserer Ueberaschung fanden wir auch schon Post hinter der Tuere von meinen Grosseltern.

Wir luden, schon ziemlich muede von der 5 stuendigen Fahrt und vom Einladen am Morgen, einen Teil der Kisten und Dinge aus und schleppten sie in unser Zuhause.
Dabei stiessen wir auf dies oder das, dass wir in Erinnerung behalten hatten, oder auch nicht.

Selbstverstaendlich hatten wir die Matratze in erreichbarer Naehe in den Laster gestopft, so dass wir schnell ein Bett hatten.

Nach der ersten Nacht, in der wir dank der Ertuechtigung der letzten Tage tief schliefen, packten wir den Rest aus dem Laster und Max zischte damit zurueck nach Edinburgh, wo wir ihn ausgeliehen hatten.

So blieb ich also alleine zwischen Bergen von Kisten und Durcheinander zurueck. Dann erschreckte mich auch noch der postman (Brieftraeger), der mit seinem Doric nur schwer zu verstehen war. Er war supernett und freundlich und fragte mich (vermutlich) ob wir die neuen Besitzer waeren und dass es hier wohl viel zu tun gaebe.

Doric ist die lokale Sprache hier und in etwa so verstaendlich wie plattdeutsch, selbst fuer Schotten, wie mir einer dieser bestaetigte! Unsere Nachbarn sprechen entweder normales Englisch oder geben sich Muehe, wenn sie mit uns “Auslaendern” reden, was sehr, sehr nett ist ;-) Unsere Nachbarn sind, so bereits getroffen allesamt sehr nett und haben uns Hilfe angeboten. Wir haben ne kleine Hallo-Runde gemacht zu den Naehesten. Und nach und nach machen wir kurze Sonntagsspaziergaenge und ab und zu begegnen wir weiteren.

Heute waren wir wieder mal in Turriff zum Einkaufen, das sind die naehsten Laeden. Ich wuerde vermuten, etwa so gross wie Uffenheim, vielleicht ein bisschen groesser. Man kriegt fast alles, was man so braucht. Wir nehmen immer die Raeder bis zum Bus (ca. 2 miles, ca 3 km), wo es zuerst steil rauf und dann wieder steil runter geht (Hin- wie Rueckweg). Das rauf ist weniger schoen, aber das runter entschaedigt es dann wieder.

Heute waren wir kurz shoppen, Klemptner-Sachen zuerst und dann hatten wir Hunger und fanden ein full Scottish breakfast, mit weissen Bohnen in Tomatensauce, Wuerstchen, Blutwurst (oder sowas aehnliches), Toastbrot, Ei, Butter, Marmelade, gegrillten Tomaten, Speck und Pilzen. Es war quasi ein Begruessungsessen, unser erstes in Turriff (ausser Kebab, als wir das Haus angeschaut haben). Dann waren wir nicht mehr hungrig und sind noch zum GP (Doktor), wo man sich registrieren lassen muss, wenn man umzieht. Die ham keine Anstalten gemacht mich ein extra Formular fuer EU-Auslaender ausfuellen zu lassen. Am naechsten Freitag haben wir dann einen Routinecheck-Termin.

Dann haben wir bei Somerfield unseren ueblichen Grosseinkauf gemacht und als Maxie anfing all die vielen Dinge in seinen Rucksack zu stopfen, fragte die an der Kasse, ob wir nicht home delivery (ins Haus geliefert) haben wollten, wir haetten ja sicher mehr als 25 Pfund. Ja, klar, wollten wir. Anstatt es muehsam in die vielen Taschen und Rucksaecke zu stopfen, rueber zum Bus zu schleifen und dann alles auf den Raedern die 2 miles nach Haus fahren, einfach zurueckradeln und in der Sonne auf die Einkaeufe warten. (jaja, ist nicht wirklich peak oil gerechtes Verhalten, aber wir ueben uns ja erst darin und wenn wir muessten, koennten wir anders, wie wir die letzten 3 Wochen bewiesen haben…)

Ansonsten haengen wir im Garten rum und geniessen das schoene Wetter. Naja, haengen vielleicht nicht, aber das andere schon. Das Wetter ist echt unschottisch. Wir sind ja in einer Mulde drin und die starke Winde fegen einfach drueber hinweg und das Klima hier ist ja eh geschuetzt durch die Berge im Westen. Auf den Feldern aussenrum wird ueberall Getreide angebaut, was ja schon fuer sich spricht. Ein paar Schafe und Kuehe hat’s auch noch ;-)

Die Landschaft ist zwar nicht so dramatisch, wie an der Westkueste, aber zum ueberleben muss es ja nicht noch dramatischer sein. Werd auch noch Bilder ins Netz tun, aber grad bin ich zu faul dazu, mich mit dem Zeug rumzuschlagen. Und die Telefonleitung ist ja auch net grad gut fuer schnelles Internet. Ich tipp den Blog jez auch zuerst und dann tu ich ihn nur noch hochladen.

Jaaa, was wir hier so machen, den ganzen Tag lang? Ich werd jez am besten einfach so dies und das in Stichpunkten schnell hinpinseln, da sonst ein Buch draus wird ;-)

Waende streichen, Kisten schieben, Geschirr abwaschen, Vorhaenge waschen (eben so diverse Nachumzugstaetigkeiten), Eimer schleppen (ein extra Kapitel), im, um, auf unter, neben, usw. Matsch graben (hierzu auch noch ein, zwei Woerter anschliessend), Brennholz sammeln, saegen, hacken (ham ja keine Zentralheizung), Entwaesserungsgraeben graben, Unkraut rausreissen, Bruecken bauen, Fenster abdichten (da mein ich jez die von den Scheunen, net vom Haus), Fenster reparieren (da mein ich jez die vom Haus oder zumindest eins), Muell sammeln, Voegel beobachten (die Gaense fliegen jez alle hier drueber!!), planen fuer Baeume pflanzen, Gemuesebeete anlegen, etc., Daemme im Fluss bauen und so geht die Liste endlos weiter…

Hier noch die “zwei” Woerter zum Matsch: Alles ist seit ca. 30 Jahren voellig vernachlaessigt worden. Keiner hat sich mehr richtig drum gekuemmert. Unter all dem Matsch ist eine funktionierende Welt. Zum Beispiel haben wir herausgefunden, dass unter dem Matsch in der Traktorscheune ein Betonboden ist und das vermutlich der komplette Scheunen-Vorplatz mit Schottersteinchen ein wunderschoener Platz ist. Wir haben angefangen Wege freizulegen vom Haus zu den Scheunen und anstatt 10 cm im Matsch zu versinken kann man jez fast trockenen Fusses von einer Seite zur anderen gelangen.

Zur Vernachlaessigung noch soviel: die Frau, die hier lebte muss wohl ziemlich arm gewesen sein, nachdem ihr Mann gestorben ist und das Unternehmen keinen Gewinn mehr einbrachte. Sie hat sogar das Muehlrad verkauft!!! Jammerschade! Wir wissen, wo es ist. Mal schauen…

Jez noch das Kapitel zum Eimerschleppen, dann muss ich fuer heute auch mal ins Bett:
Wir haengen hier nicht an der Main(Haupt-)wasserleitung, sondern haben eine eigene Trinkwasserversorgung. Vom Fluss wird durch den Muehlenabzweigslauf eine Pumpe betrieben, die Wasser aus einer unserer Quellen in einen Tank auf dem Berg pumpt. Von da fliesst es dann ins Haus. Naja, sollte es wenigstens. Anfangs ging ueberhaupt nichts. Die Pumpe war trockengelaufen, das Rohr im Fluss war tiefer als das Rohr unter der Strasse durch, der Muehlenabzweigslauf war mit allemmoeglichen ueberwuchert, der Pumpenruecklaufsverschluss (oder wie das heisst) war abgenutzt, alles einfach alt und im Stich gelassen. Mit viel Schaufeln und Zuneigung haben Max und ich das Ding wieder zum Leben erweckt. Bis dahin jedoch musste jeder einzige Tropfen Wasser, den wir im Haus verwendet haben mit Eimern von einer anderen Quelle (naeher am Haus) herbeigeschafft werden. Trinkwasser kochen wir lieber ab. Da ueberlegt man sich, ob man wirklich schon wieder auf’s Klo muss, wenn man dann wieder hinaus (womoeglich ins Dunkle) muss, mit den Gummistiefeln durch morastigen Sumpf waten und das gleiche wieder zurueck mit zwei vollen Eimern Wasser.

Die Pumpe geht jetzt zum Glueck (meistens), so dass wir keine Eimer mehr schleppen brauchen und wenn, dann haben wir ja jetzt einen Weg bis fast hin zur Quelle.

So,jez is mein Tee schon wieder kalt und ich kann auch meine Augen fast gar nicht mehr offen halten, denn arbeiten macht muede, besonders koerperliche (und noch besonderster, wenn man es nicht wirklich gewohnt ist).

Sprich: gute Nacht! Werd ein andermal weiterschreiben.

So, ein andermal. Max macht grade “toad in the whole” (Kroete im Loch). Das ist ne Art teigige Spezialitaet mit Wuersten drin, und die guggn oben ein bisschen raus, so dass, wenn zwei rausguggn, es aussieht, wie Kroetenaugen J “Quak!”

Auf jeden Fall pass ich auf’s Feuerle auf, damit wir’s wenigstens ein mal am Tag warm haben im Haus. Naja, normal schaufel wir ja draussen, wem’s da kalt bleibt, der mogelt :-)

Heut is uns ein kleines Malloer (wie schreibt mer jez des scho wieder?) passiert. Die Waschmaschine ist zwar angeschlossen an den Reinfliess-Hahn, aber den Rausfliess-Hahn muss mer in die Spuele tun. Naja, ham wir vergessen und die Kueche wurde ein bisschen nass. Aber da der Boden aus daemlichen, alten, halb zerfallenen Plastikkacheln besteht/bestand, die eh raus muessteten (frueher oder spaeter), ham wir eben neben all den andren Zu-tu-Dingen nun auch noch den Kuechenfussboden als Projekt. Den Neuen hatten wir uebrigens am Tag zuvor in Turriff bestellt, wie es der Zufall so will J

Noch eine kleine Notiz hat sich eine Maus verdient, die in einem Loich in einem marroden Fenster gewohnt hat. Die hatte ein Loch in den Rahmen geknabbert und sich darunter ein Zuhause eingerichtet. Nachts hoerten wir sie immer, wie sie rummort hat und durch die Waende geflitzt ist (wo genau wissen wir nicht). Auf jeden Fall wollten wir das Getrappel nicht laenger anhoeren und so legten wir einen Stein vor das Loch. Das freche Vieh hat nun einfach ein zweites Loch daneben reingeknabbert in unser Fenster! Das war zuviel! Wir stellen eine Mausefalle auf und schnapp! Schon war es wieder ruhig nachts.

Das Telefon geht uebrigens auch. Naja, sonst wuerde ja das Internet nicht gehen. Aber zum E-Mails lesen komme ich leider nicht so oft, geschweige denn zum antworten.

Handy-Empfang gibt es nur auf dem Berg oben, also ab und zu geh ich rauf und gugg, ob was da ist. Aber wichtiges sollte mir per Mail oder Telefon oder die gute alte Post zugetragen werden.

Sooooo, jetzt wissen die Neugierigen mal wieder ein bisschen bescheid. Uns beiden geht es sehr gut hier. Wir haben viiiiiiiiiiiiel zu tun, aber wir geniessen es. Es ist richtig gut, sich sein Zuhause schoen zu machen und auch nuetzlich.

Besuch darf gerne, so gut wie jeder Zeit hereinplatzen. Maxie’s Eltern werden demnaechst kommen. Der erste Besucher war Ruthie (kennen wir aus Culdees), sie wohnt aber auch gar nicht so weit weg.

Wir haben ein Klappsofabett geschenkt bekommen, das werden wir wohl mal testliegen demnaechst. Laut Zeugenaussagen schlaeft es sich aber gut drauf (naja, die wollten es trotzdem loswerden *grins*).

Auf jeden Fall sollte man Gummistiefel mitbringen oder Groesse 43 haben J (oder dicke Socken reinanziehen) und ausserdem ne Regenjacke, ab und zu gibt es doch ein paar Spritzer.

So, jez lass ich’s mal gut sein J


J= :-)